Die monatelange Suche von Fußball-A-Klassist SC United Weinheim nach einer neuen Trainings- und Spielstätte ist beendet. „Am Montag erreichte uns die erlösende Nachricht“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Sükrü Cansiz im Gespräch mit dieser Redaktion. Ab sofort werden die Schützlinge von Trainer Nedim Özbek demnach im Sepp-Herberger-Stadion trainieren – immer mittwochs und freitags.
Zur Erinnerung: Seit Aufnahme des Spielbetriebs in der Saison 2018/19 nutzt der SC United den Kunstrasenplatz des SV Rippenweier als Spiel- und Trainingsstätte. Da die Jugendmannschaften des SVR den Platz seit Sommer 2023 aber selbst benötigen, begann schon im Juni die Suche. Die B-Klassen-Reserve des SC United wurde bereits im vergangenen Sommer vom Spielbetrieb abgemeldet, da der befristete Mietvertrag für den Sportplatz der Gemeinde Laudenbach ausgelaufen war – und sich auch hierfür keine Alternativlösung gefunden hatte.
Mittwochs und sonntags können die A-Klassen-Kicker den Platz in Rippenweier in der Regel noch nutzen, freitags mussten sie zuletzt aber schon ausweichen. Der gesamte Tross fuhr deshalb in den Fürther Ortsteil Lörzenbach, wo man sich den Platz mit dem ISC Fürth teilte. „Das kostete Spieler, Trainer und Staff im Schnitt 40 Minuten Zeit. Pro Auto“, sagt Cansiz. „Viele Trainingsutensilien mussten wir zunächst in Rippenweier in die Autos laden, um dann gemeinsam nach Fürth zu fahren.“ Ein Mehraufwand, der allen Beteiligten zugesetzt habe. Zuvor dienten auch schon Soccerhallen oder eine Fußball-Golf-Anlage als Trainingsstätten, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.
All das ist nun Geschichte – entsprechend groß ist die Freude bei Özbek, Cansiz und Co. „Für uns alle ist das ein echtes Nach-Hause-Kommen. Wir haben Trainer und Spieler gleich am Montag informiert – so viele positive Rückmeldungen binnen kürzester Zeit habe ich, glaube ich, noch nie bekommen“, sagt der stellvertretende Vorsitzende.
Im Rathaus hat man die jüngste Entwicklung ebenfalls mit Freude zur Kenntnis genommen, der Einigung zwischen den beiden Vereinen will man auch keinesfalls im Wege stehen. „Auch wir freuen uns, dass United nun gute Trainingsmöglichkeiten in Weinheim gefunden hat“, sagt Pressesprecher Roland Kern.
„Für uns alle ist das ein echtes Nach-Hause-Kommen. Wir haben Trainer und Spieler gleich am Montag informiert – so viele positive Rückmeldungen binnen kürzester Zeit habe ich, glaube ich, noch nie bekommen." (Sükrü Cansiz, stellvertretender Vorsitzender des SC United)
Die Heimspiele werden laut Cansiz allerdings noch bis zum Ende der laufenden Saison auf dem Kunstrasen des SV Rippenweier ausgetragen – um Überschneidungen mit den Mannschaften der TSG 1862/09 Weinheim zu vermeiden. Mit Beginn der Spielzeit 2024/25 im Sommer wollen beide Vereine ihre Heimspiele dann im wöchentlichen Wechsel im städtischen Stadion an der Breslauer Straße ausrichten.
Zu verdanken habe der SC United das Ende der „Wochen voller Ungewissheit“ in erster Linie dem Entgegenkommen der TSG 62/09, die Platzzeiten an seinen Verein abgetreten habe, betont der Funktionär. Namentlich nennt er Abteilungsleiter Tobias Apfel und den Sportlichen Leiter, Peter Laudenklos, die sich für die gemeinsame Stadionnutzung starkgemacht hätten.
Für Apfel war dies nach eigenen Angaben eine „Selbstverständlichkeit“, da dadurch „der Worst Case“ verhindert worden sei. Tatsächlich hatte sich die Lage zuletzt derart zugespitzt, dass Cansiz Ende Dezember 2023 gar die Einstellung des Spielbetriebs und das Ende des SC United ins Auge gefasst hatte. Apfel warb zu diesem Zeitpunkt – ebenfalls öffentlich – bereits um Unterstützung für „unsere Freunde von United“. Der Vorstand um Cansiz und Mustafa Nacakgedigi kämpfe schließlich um „sein Herzensprojekt“, sagte der TSG-Funktionär. Und suchte fortan gemeinsam mit Laudenklos und dem United-Vorstand nach einer Lösung.
Schnell wurde dabei klar, dass es im Sepp-Herberger-Stadion wohl nur über die Abgabe eigener Platzzeiten gehen würde. Denn: Die Kapazitäten dort sind derzeit eingeschränkt. Der Trainingsplatz wird saniert, der Hauptrasen ist in der kalten Jahreszeit nicht nutzbar.
Dennoch habe die Fußballabteilung der TSG diesen Weg ganz bewusst gewählt, so Apfel. „Sportler sollten zusammenhalten“, sagt er – und verweist darauf, dass auch sein Verein von dieser Lösung nur profitieren könne: „Dienste im Stadion können nun auf mehr Schultern verteilt werden. Mehr Köpfe sorgen in der Regel für neue Ideen.“ Auch für Sükrü Cansiz steht außer Frage: „Wir sind uns nicht zu schade, Arbeiten für die Pflege des Platzes oder des Umfeldes zu übernehmen.“
Beide Vereine seien zudem schon jetzt in diverse Projekte involviert, „diese Aktivitäten können wir nun hoffentlich ausbauen, um das Stadion und auch die Stadt voranzubringen.“ Die erste Idee hat Cansiz bereits im Kopf: „Im Sommer steht die Heim-EM an. Vielleicht können wir da ja schon etwas gemeinsam auf die Beine stellen.“
Priorität habe jedoch das Kerngeschäft, betont Sükrü Cansiz: „Endlich können wir uns auf das konzentrieren, was wir am besten können: Fußballspielen.“
Quelle: WNOZ