Seit einem knappen halben Jahr befindet sich der SC United Weinheim auf der Suche nach einer neuen sportlichen Heimat. Getan hat sich seitdem so gut wie nichts – vom Engagement der Vereinsverantwortlichen einmal abgesehen.
„Wir sind selbst aktiv geworden, haben sämtliche Vereine in der Umgebung kontaktiert, stehen in regelmäßigem Kontakt mit der Stadt und haben vor wenigen Wochen sogar den Clubberater des Badischen Fußball-Verbandes eingeschaltet“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Sükrü Cansiz – um resigniert hinzuzufügen: „Wir suchen leider immer noch.“
Zur Erinnerung: Seit Aufnahme des Spielbetriebs zu Beginn der Saison 2018/19 nutzt auch der SC United den Kunstrasenplatz des SV Rippenweier als Spiel- und Trainingsstätte. Da die Jugendmannschaften des SVR die Platzzeiten des SC United seit diesem Sommer jedoch selbst benötigen, begann im Juni die Suche. Die B-Klassen-Reserve wurde bereits im Sommer vom Spielbetrieb abgemeldet, da der befristete Mietvertrag für den Sportplatz der Gemeinde Laudenbach ausgelaufen war – und sich schon hierfür keine Alternativlösung gefunden hatte.
Mittwochs und sonntags können die A-Klassen-Kicker von Trainer Nedim Özbek den Platz in Rippenweier zwar noch nutzen, freitags müssen sie aber bereits zum Training ausweichen. Aktuell fährt der gesamte Tross von Weinheim deshalb in den Fürther Ortsteil Lörzenbach, wo man sich den Platz mit dem ISC Fürth teilt. Zuvor mussten aber auch schon Soccerhallen oder eine Fußball-Golf-Anlage als Trainingsstätten dienen, um den Betrieb überhaupt aufrechterhalten zu können. Eine zusätzliche Belastung, die unlängst schon die Suche nach einem neuen Übungsleiter erheblich erschwerte und nun auch bei den anstehenden Gesprächen mit dem aktuellen Kader sowie dem einen oder anderen potenziellen Neuzugang ins Gewicht fallen dürfte.
Es wäre das absolute Horrorszenario, wenn wir deshalb unsere Mannschaft vom Spielbetrieb abmelden müssten. Ich will gar nicht daran denken, und wir tun wirklich alles dafür, dass dieser Fall nicht eintritt. Aber letzten Endes sind uns die Hände gebunden.“ (Sükrü Cansiz, stellvertretender Vorsitzender des SC United Weinheim)
Spätestens ab Sommer 2024 „gibt’s kein United mehr in Rippenweier. Das steht jetzt schon definitiv fest“, stellt Sükrü Cansiz zudem unmissverständlich klar. Und so bedarf es schnellstmöglich einer neuen sportlichen Bleibe. Um den Spiel- und Trainingsbetrieb zu gewährleisten, aber auch, um den Verein am Leben zu halten. Denn mittlerweile sieht der Vorstand sogar den Fortbestand des gesamten Vereins aufgrund der ungeklärten Sportplatzfrage ernsthaft in Gefahr. „Es wäre das absolute Horrorszenario, wenn wir deshalb unsere Mannschaft vom Spielbetrieb abmelden müssten“, sagt Cansiz. „Ich will gar nicht daran denken, und wir tun wirklich alles dafür, dass dieser Fall nicht eintritt. Aber letzten Endes sind uns die Hände gebunden.“
Will heißen: Gibt es im Frühjahr keine Planungssicherheit für Verein, Trainer und Mannschaft, könnte das Integrationsprojekt United schon nach sieben Jahren Geschichte sein. Obwohl sich der Verein gesellschaftlich einbringt, die Schiedsrichterausbildung intern vorantreibt, wie kaum ein anderer und der Vorstand in Person von Sükrü Cansiz aktiv an der strukturellen Neuausrichtung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mitwirkt.
Eigentlich ziehe sich die Suche nach einer Heimstätte schon seit der Vereinsgründung hin, betont Cansiz im Gespräch mit dieser Redaktion. „Anfangs hieß es vonseiten der Stadt, wir sollten erst einmal einen Verein gründen, ehe sich die Sportplatzfrage stellt. Das haben wir am 24. September 2017 getan. Einen Platz hatten wir aber selbst zu Rundenbeginn 2018 noch nicht“, merkt er an.
Dass United nach einem ersten Halbjahr in Sulzbach in Rippenweier zumindest vorübergehend sesshaft wurde, lag in erster Linie an den persönlichen Kontakten von Cansiz und seinem Mitstreiter im geschäftsführenden Vorstand, Mustafa Nacakgedici, zum SVR-Vorstand. Die helfen nun aber auch nicht mehr, wenn der SVR den Platz für seine eigenen Mitglieder benötigt. Ähnlich sehe es auf nahezu allen anderen möglichen Sportplätzen in Weinheim und der näheren Umgebung aus, so Cansiz.
Auf die Schnelle keinesfalls umsetzbar ist die angestrebte Wunschlösung: ein eigener Platz. In Weinheim. Denn es gibt schlichtweg keine geeignete Fläche – zumal die Zeit drängt.
Vorerst nicht infrage kommen auch das Waldstadion der TSG im Gorxheimer Tal oder der alte Sulzbacher Sportplatz. „Es gibt ein Lärmgutachten, das jetzt schon kaum Spielräume mehr bietet – und nur das Schwimmbad berücksichtigt“, sagt Cansiz mit Blick auf das Waldstadion. An Baumaschinen, Lärm und Staub sei hier deshalb aktuell überhaupt nicht zu denken – obwohl die TSG als Besitzer dem Nachbarverein offenbar grundsätzlich entgegenkommen würde. Baustellenbetrieb wäre jedoch unvermeidbar, so Cansiz weiter, schließlich müssten ein Kunstrasenplatz errichtet und der Kabinentrakt runderneuet werden. Ein kostspieliges Unterfangen. Und binnen weniger Monate ohnehin kaum umzusetzen.
Eine kurz- bis mittelfristige Lösung könnte die Co-Nutzung des Sepp-Herberger-Stadions sein, findet der stellvertretende Vorsitzende. Unterstützung erfährt er dabei von Tobias Apfel, dem Leiter der Fußballabteilung der TSG 62/09. „Wir hätten damit überhaupt kein Problem, wahrscheinlich würden beide Vereine sogar von einer gemeinsamen Nutzung profitieren“, sagt Apfel auf Anfrage. Allerdings: Hierfür müssten deutlich mehr als die aktuell nutzbaren eineinhalb Plätze auf dem weitläufigen Gelände zur Verfügung stehen. Und dies, so Apfel und Cansiz unisono, sei angesichts der anstehenden Sanierung des Trainingsplatzes und der zeitlich eingeschränkten Nutzbarkeit des Hauptfeldes derzeit schlicht nicht möglich.
Keine Vorwürfe macht Sükrü Cansiz den Verantwortlichen im Rathaus. „Mit der Stadt stehen wir in Kontakt, es gibt keine Probleme – aber leider auch immer noch keine Lösung.“ Einmal mehr richtet er deshalb einen öffentlichen Appell an alle anderen Vereine, die Stadt Weinheim und die umliegenden Kommunen: „Wir brauchen und wollen eine Lösung – und wir sind uns nicht zu schade dafür, Arbeiten für die Pflege eines Platzes oder des Umfeldes zu übernehmen. Und selbstverständlich würden wir auch Miete zahlen.“
Tobias Apfel hofft ebenfalls inständig, dass der Hilferuf „unserer Freunde von United“ endlich erhört wird. „Sie kämpfen um ihr Herzensprojekt“, sagt er – und spricht aus, was auch viele andere denken: „Es wäre schlimm, wenn der Worst Case wirklich eintreten würde."
Quelle:WNOZ