Weinheimer will die Zukunft des DFB mitbestimmen

Weinheimer will die Zukunft des DFB mitbestimmen

28.09.2023

Sükrü Cansiz vertritt den Fußballkreis Mannheim beim 4. Amateurfußball-Kongress in Frankfurt

Ab 2024 sollen im Nachwuchsbereich des deutschen Fußballs neue Spielformen eingeführt werden. Das herkömmliche Spiel mit sieben Kindern pro Mannschaft und zwei Toren hat ausgedient, Spielfeste mit kleineren Mannschaften und vier Minitoren sollen und werden es ersetzen. Tabellen und Torschützenlisten gehören – zumindest in den jungen Jahrgängen – dann ebenfalls der Vergangenheit an. Vielerorts stößt dies auf Ablehnung, an die Spitze der Kritiker setzte sich unlängst mit Hans-Joachim Watzke ausgerechnet der Geschäftsführer von Borussia Dortmund und Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Bei einem Unternehmertag in Essen polterte der Funktionär: „Wenn du als Sechs-, Acht- oder Neunjähriger nie das Gefühl hast, wie es ist zu verlieren, dann wirst du auch nie die große Kraft finden, um auch mal zu gewinnen.“

Doch nicht nur im Jugendbereich gibt es Probleme: In der Aktivität und den älteren Nachwuchs-Jahrgängen mehren sich seit Jahren die Spielgemeinschaften, da viele Vereine keine eigenen Mannschaften mehr stellen können. Zudem mangelt es in ganz Deutschland nach wie vor an Schiedsrichtern – obwohl die Zahl der aktiven Referees 2022 nach mehr als 15 Jahren erstmals wieder gestiegen ist (von 53 100 im Jahr 2021 auf 53 600). „Latente Respektlosigkeiten bis hin zu Gewaltvorfällen gegenüber den Unparteiischen“, hat der DFB als wesentlichen Grund für den Mangel ausgemacht. Nicht nur in der Frankfurter Zentrale steht fest: Hier besteht dringender Handlungsbedarf.

Obendrein gilt: Frauen und Mädchen stellen für den DFB „eine wichtige, aber weiterhin unterrepräsentierte Gruppe im Fußball dar“. Dies gilt sowohl für den sportlichen Bereich als auch für die verantwortlichen Positionen in den Vereinen und den Verbänden.

 

Vielfältige Herausforderungen

Unter dem Strich konstatiert der DFB auf seiner Homepage: „Die Herausforderungen im Amateurfußball sind vielfältig.“ Zu meistern sind sie laut Verbandspräsident Bernd Neuendorf „nur im Schulterschluss zwischen Verbänden und Vereinen“. Und genau deshalb bringt der DFB am kommenden Wochenende (22. bis 24. September) rund 350 engagierte Menschen aus Haupt- und Ehrenamt und allen Bereichen des organisierten Fußballs beim 4. Amateurfußball-Kongress (AFK) am Frankfurter DFB-Campus zusammen. Sie sollen Perspektiven teilen, Probleme analysieren und Lösungsansätze entwickeln. Die Schwerpunkte liegen dabei auf den anfangs bereits genannten Themenfeldern „Entwicklung Spielbetrieb“, „Frauen- und Mädchenfußball“ sowie „Schiedsrichterwesen“.

Auch der Fußballkreis Mannheim ist am Wochenende in der Mainmetropole vertreten – mit einer kleinen Delegation, der neben dem stellvertretenden Kreisvorsitzenden Michael Mattern unter anderem die Vereinsvertreter Marco Cardona (SV Sandhofen) und Sükrü Cansiz (United Weinheim) angehören.

Aufwendiger Bewerbungsprozess

„Es gab vor geraumer Zeit einen Aufruf des Badischen Fußball-Verbandes, woraufhin ich mich beim bfv um die Teilnahme am Kongress beworben habe“, sagt der stellvertretende Vorsitzende des A-Klassen-Aufsteigers aus der Zweiburgenstadt. „Ich musste dann zunächst einen Fragenkatalog beantworten – und wurde anschließend tatsächlich ausgewählt“, umschreibt Cansiz im Gespräch mit dieser Redaktion den durchaus zeitintensiven Bewerbungsprozess.

Die Zeit am neu errichteten DFB-Campus absitzen und ein schönes Wochenende in der hessischen Großstadt verbringen, will der IT-Manager schon allein deshalb keinesfalls. „In Workshops und Kleingruppen sollen Handlungsempfehlungen für die nächsten Jahre erarbeitet werden. Das ist eine spannende Sache und ich freue mich darauf, dabei mitwirken zu können“, sagt Cansiz. Mit der Formulierung persönlicher Ziele für den AFK hält er sich ganz bewusst zurück. „Vieles hängt davon ab, wie die verschiedenen Diskussionen verlaufen. Ich gehe völlig ergebnisoffen an die Sache heran.“

Schiedsrichterwesen liegt besonders am Herzen

Gleichwohl sind es die drei Schwerpunktthemen, die auch dem United-Funktionär ganz besonders am Herzen liegen. Allen voran das Schiedsrichterwesen. „Dieses Thema haben wir auch im Verein ständig auf der Tagesordnung – obwohl wir drei Schiedsrichter stellen, ein vierter gerade ausgebildet wird und wir das Soll somit locker erfüllen. Grundsätzlich geht es immer um die Frage: Wie kann man den Schiri-Job attraktiver machen?“, sagt er.

Seine Position klingt plausibel: „Man sollte meiner Meinung nach darüber nachdenken, ob man es alleine bei Strafen für die Vereine belässt, die das Soll nicht erfüllen. Vielleicht sollte man auch positive Anreize schaffen, damit die Vereine sich verstärkt um die Schiedsrichter-Ausbildung kümmern, beispielsweise durch ein finanzielles Entgegenkommen bei den Wechselgebühren.“

 

Lob für die SG Hohensachsen

In Sachen Mädchen- und Jugendfußball kann der SC United vor allem aufgrund der weiter offenen Sportplatz-Frage (noch) nicht mit eigenen Erfahrungswerten punkten. Er lobt diesbezüglich jedoch die Nachbarn von der SG Hohensachsen: „Was dort in den vergangenen Jahren auf die Beine gestellt wurde, ist einfach toll – und beispielhaft.“

Zur aktuellen Diskussion über die neuen Spielformen bei den G- bis E-Junioren bezieht Sükrü Cansiz dennoch Position. „Klar ist: Die fußballerische Ausbildung der Kinder und der Spaßfaktor sollten im Mittelpunkt stehen. Ich bin dagegen, dass in diesem jungen Alter Torschützenkönige oder Turniersieger ausgezeichnet werden.“

Niederlagen als Ansporn

Allerdings steht für ihn auch fest: „Irgendwann müssen die Kinder lernen, mit Siegen und Niederlagen umzugehen. Wer selbst Fußball spielt oder gespielt hat, weiß: Ein geschossenes Tor und auch der kleinste Sieg hat immer eine positive Auswirkung. Eine Niederlage sollte dagegen immer der Anreiz sein, es beim nächsten Mal besser zu machen.“ Ob dies mit zwei oder vier Toren und im Sieben-gegen-Sieben oder Zwei-gegen-Zwei vonstattengeht, hält er eher für zweitrangig.

Wichtig sei einzig und allein, so Cansiz, „dass wir dem negativen Trend entgegenwirken“. Seit Jahren gebe es im Fußballkreis Mannheim keine C-Klasse mehr, oftmals hielten die Senioren eines Vereins den Spielbetrieb der Aktivität aufrecht. „Das kann nicht sein. Wir müssen Wege finden, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Lust am Fußball nicht verlieren“, sagt er.

Bei ihm selbst scheint das unmöglich. Obwohl der SC United seine Reserve wegen der fehlenden Spiel- und Trainingsmöglichkeiten vorerst vom Spielbetrieb abgemeldet hat. „Wie dürfen am Freitagabend auf dem Heiligen Rasen des DFB-Campus, wo sonst nur die Nationalmannschaft trainiert, kicken. Da bin ich natürlich dabei“, kündigt der Weinheimer an. Lachend fügt er hinzu: „Vielleicht werde ich dabei von den DFB-Scous ja entdeckt.“

Quelle WNOZ

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