Der Traum vom Aufstieg ist zerplatzt

Ilvesheim. Noch Minuten nach dem Abpfiff saß Tarik Arici auf seiner Trainerbank, das Gesicht in die Hände gestützt und schämte sich seiner Tränen nicht. Erst Mustafa Saglam, Sportdirektor des SC United Weinheim, gelang es schließlich, seinen Trainer am Arm zu nehmen und vom Kunstrasenplatz zu geleiten.

Derweil lag ein völlig platter Torjäger Mario Ferrarese ausgestreckt an der Seitenlinie und ließ seinen ausgelaugten Körper mit Wasser begießen. Und Mannschaftskapitän Umut Yücel war nicht in der Lage, seine Enttäuschung gleich in Worte zu fassen – absolut verständlich.

Der Frust saß tief bei den Fußballern des SC United Weinheim. Der Vizemeister der Staffel III der B-Klasse kam am späten Sonntagnachmittag im entscheidenden Duell der Dreier-Aufstiegsrunde in einem wahren Herzschlagfinale nicht über ein 3:3 (1:0) gegen den MFC 08 Lindenhof II hinaus. Der vor knapp fünf Jahren gegründete SCU verpasste damit den ersten großen Erfolg in seiner jungen Vereinsgeschichte. Die Weinheimer hätten für den Aufstieg einen Sieg mit zwei Toren Differenz gegen Lindenhof benötigt.

Das Remis reichte wiederum der Kreisliga-Reserve des MFC, um den Sprung in die A-Klasse perfekt zu machen. Die Hoffnungen des SC United schmolzen bei Temperaturen nahe der 40-Grad-Marke dagegen dahin wie ein Eiswürfel in einem Glas Wasser – langsam, aber stetig.

Die Weinheimer müssen also in der kommenden Saison einen erneuten Anlauf in der B-Klasse unternehmen. Ob Trainer Tarik Arici an Bord bleibt, und welche Spieler aus dem aktuellen Kader verlängern, entscheidet sich erst noch in den kommenden Tagen. Fest steht bereits, dass Denis Haklaj zur TSG 91/09 Lützelsachsen wechselt, er war gestern schon nicht mehr dabei. Mit Kadir und Murat Kapucu (beide VfL Birkenau) gibt es auch schon die ersten Zugänge für die Runde 2022/23.

Die hätte der SC United liebend gerne in der A-Klasse bestritten. Es sollte nicht sein. In einem im wahrsten Sinne „heißen Finale“ gegen Lindenhof II waren die Weinheimer zwar die spielerisch eindeutig bessere Mannschaft. Das große Problem war aber einmal mehr die Chancenverwertung. Ein Sieg mit zwei Toren Unterschied wäre locker drin gewesen. Doch offenbar versagten der Mannschaft in der ganz entscheidenden Saisonphase die Nerven. An mangelnder Unterstützung lag es auf keinen Fall. Der ganz große Teil der rund 650 Zuschauer im Neckarstadion der SpVgg Ilvesheim setzte sich aus Anhängern des SC United zusammen, die ihre Jungs das ganze Spiel über leidenschaftlich anfeuerten. Der Favorit aus Weinheim fand zunächst aber schwer ins Spiel.

Den ersten Aufreger gab es erst in der 23. Minute, als MFC-Torhüter Mark Doy außerhalb des Strafraums gegen Mario Ferrarese mit der Hand klärte, der Weinheimer stand zuvor aber im Abseits.

Erstmals hallte lauter Jubel über das Sportgelände der Insulaner, als Anil Güner allein auf das Lindenhofer Tor zulief, den Schlussmann umkurvte und zum 1:0 einschob (32.). „Leider haben wir danach viele Chancen nicht genutzt, und dafür bekommt man dann die Quittung“, sagte Güner nach der Partie. Özdemir Gürsoy (41.) und Ferrarese, der einen vielleicht von alleine ins Tor gegangenen Schuss von Kenan Yücel aus Abseits über die Linie drückte (44.), vergaben ebenso Riesenchancen wie in der zweiten Halbzeit vor allem Kenan Yücel (71. und 73.). Der erzielte zwar auch zwei Tore zum 2:1 (65.) und 3:2 (81.), war aber der tragische Held. Da die United-Abwehr ebenfalls nicht fehlerfrei blieb, kam Lindenhof dreimal zum Ausgleich – nach dem 3:3 pfiff die gute, regionalligaerfahrene Schiedsrichterin Evelyn Holtkamp sofort ab. bk

SC United Weinheim: Keles; Mustafa Nacakgedigi (89. Hancer), M. Yücel, Ö. Yücel, Hyseni, U. Yücel, Mertkaan Saglam, Güner, K. Yücel, Gürsoy, Ferrarese.

MFC 08 Lindenhof II: Doy; Metzger, Stöckl, Pfitzner (68. Mann), Mann (46. Di Nato/88. Jehle), Chittka (78. Bindariu/86. Chittka), Dürr, Reiß, Stattfeldt, Ghebreselasie, Jehle (75. Miller).

Tore: 1:0 Güner (32.), 1:1 Di Nato (55.), 2:1 K. Yücel (65.), 2:2 Miller (77.), 3:2 K. Yücel (81.), 3:3 Dürr (90.+6).

Schiedsrichterin: Evelyn Holtkamp (Vogelstang).

Zuschauer: 650.

Quelle: WNOZ